Das IRE stellt erstmalig in Belgien ein medizinisches Radioisotop aus schwachangereichertem Uran her

Molybdän-99 (Mo-99) ist das weltweit am weitesten verbreitete Radioisotop für die nuklearmedizinische Diagnostik. Dieses Isotop wird im Allgemeinen aus hochangereichertem Uran hergestellt; sofern möglich, wird dieses jedoch zunehmend durch schwachangereichertes Uran ersetzt, da dies viel sicherer ist. Heute hat das IRE (Landesinstitut für Radioelemente) zum ersten Mal Mo-99 auf der Basis von bestrahltem schwachangereichertem Uran für medizinische Zwecke hergestellt.  Die Bestrahlung dieses schwachangereicherten Urans erfolgte im BR2, einem der Forschungsreaktoren des SCK CEN (Kernforschungszentrum).

Seit Jahren gilt die Reduzierung oder sogar Eliminierung von hochangereichertem Uran weltweit als eines der Instrumente zur Verringerung des Risikos der Verbreitung von Kernmaterial. So wird hochangereichertes Uran weltweit nach und nach durch schwachangereichertes Uran ersetzt: Die Umwandlung von hochangereichertem Uran in schwachangereichertes Uran ermöglicht die Verringerung seiner Einsatzmöglichkeiten und damit die Gefahr der Verbreitung von Kernmaterial und die Risiken für die nukleare Sicherheit.

In diesem Sinne und im Rahmen der internationalen Verpflichtungen Belgiens hat das IRE auch beschlossen, von hochangereichertem Uran auf schwachangereichertes Uran als Rohstoff für die Herstellung medizinischer Isotope umzustellen.

Die Föderalagentur für Nuklearkontrolle (FANK) hat dieses Vorhaben von Anfang an begleitet. Vorbereitende Konsultationen zwischen dem IRE und der FANK begannen im Jahr 2015. Ziel einer solchen vorbereitenden Konsultation ist es, das Vorhaben des Betreibers zu überwachen und sicherzustellen, dass es bereits in der Forschungs- und Entwicklungsphase den aktuellen Normen und Anforderungen auf dem Gebiet der nuklearen Sicherheit entspricht. Das IRE reichte im Juli 2016 einen Antrag auf Änderung seiner Genehmigungsauflagen ein. Am 24. Oktober 2017 wurde durch Königlichen Erlass die Genehmigung für die Entwicklung einer Produktion auf der Grundlage von schwachangereichertem Uran erteilt.

Letztlich ermöglicht dieses Projekt nicht nur die Minderung der Gefahr der Verbreitung von Kernmaterial und der Risiken für die nukleare Sicherheit. Die neuen Verfahren, die jetzt vom IRE angewandt werden, verbessern auch die Sicherheit der Anlagen. Die FANK und ihre technische Tochterorganisation Bel V nahmen die Abnahme der neuen Anlagen am 14. April 2020 vor.

Die Umstellung auf die Verwendung von schwachangereichertem Uran wird schrittweise erfolgen und sollte bis 2022 abgeschlossen sein. Jod-131 (I-131), ein Isotop zur Behandlung von Schilddrüsenkrebs, soll später ebenfalls aus schwachangereichertem Uran hergestellt werden.