Die FANK erinnert an den Atomunfall von Tschernobyl

Die Welt hat drei große Nuklearkatastrophen erlebt: Three Mile Island in den Vereinigten Staaten (1979), Tschernobyl in der Ukraine (1986) und Fukushima in Japan (2011). Am 26. April - Sonntag - werden wir der Atomkatastrophe von Tschernobyl gedenken. Es wird genau 34 Jahre her sein, dass der Reaktor 4 des Kernkraftwerks explodiert ist. In den folgenden Tagen breitete sich eine radioaktive Wolke über weite Teile Europas aus. Das Gebiet um die Anlage wird noch lange Zeit radioaktiv verseucht bleiben. Anlässlich der Ausstrahlung der HBO-Serie „Chernobyl“ und der Dokumentarserie „In de ban van Tsjernobyl“, die derzeit auf dem flämischen Sender Canvas ausgestrahlt wird, blickt die FANK auf die Veränderungen zurück, die sich seit dem 26. April 1986 vor allem in unserem Land vollzogen haben. Schließlich hat uns Tschernobyl die Augen für gewisse Unzulänglichkeiten geöffnet.

In Belgien war die Gründung der Föderalagentur für Nuklearkontrolle (FANK) eine direkte Folge des Unfalls von Tschernobyl. Die FANK reguliert, überprüft und überwacht die Nuklearanlagen in unserem Land und schützt so die Bevölkerung und die Umwelt vor den Gefahren ionisierender Strahlung.

Nach Tschernobyl wurde auch die WANO (World Association of Nuclear Operators) gegründet. Diese Gruppe führt Eigentümer und Betreiber von Kernkraftwerken aus der ganzen Welt zusammen. Dank der WANO hat sich der Informationsaustausch zwischen den Ländern erheblich verbessert. Ihr Ziel ist es, ähnliche Unfälle in der Zukunft zu verhindern.

Darüber hinaus wurde das System TELERAD in unserem Land in Betrieb genommen. Dabei handelt es sich um ein Netz von 250 Messstationen, die über das gesamte belgische Staatsgebiet verteilt sind und kontinuierlich die Radioaktivität überwachen. Alle Messpunkte des Netzes sind an ein zentrales System angeschlossen, das automatisch alarmiert wird, wenn ein abnormaler Anstieg der Radioaktivität festgestellt wird, der eine potenzielle Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt. Die FANK überwacht die Messungen 24 Stunden am Tag und veröffentlicht sie zudem in Echtzeit auf der Website www.telerad.be. Sollte es infolge eines Vorfalls in unserem Land oder im Ausland zu Konzentrationen radioaktiver Stoffe in der Luft oder im Wasser kommen, die sich auf unsere Gesundheit auswirken, würde die FANK diese sofort erfassen. Dies würde es uns ermöglichen, erforderlichenfalls rasch zu handeln.

In Zusammenarbeit mit dem SCK CEN (Kernforschungszentrum in Mol) und dem IRE (Landesinstitut für Radioelemente in Fleurus) finden auch regelmäßig Probenahmen und Analysen vor Ort statt.

Die internationale INES-Skala (International Nuclear and Radiological Event Scale) wurde ebenfalls 1990 entwickelt. Diese Skala ermöglicht die Angabe der Schwere von nuklearen Störfällen. Die FANK veröffentlicht die Störfälle, die sich in den letzten 12 Monaten in Belgien ereignet haben, auf ihrer Website.

Nach mehreren Ereignissen, unter anderem nach dem Nuklearunfall von Tschernobyl, wurde (im Jahr 1988) das Nationale Krisenzentrum geschaffen, und 1991 wurde ein erster nuklearer Noteinsatzplan mit gesetzlicher Grundlage ausgearbeitet. Das Nationale Krisenzentrum, die FANK und ihre technische Tochterorganisation Bel V arbeiten eng zusammen und haben im Jahr 2018 gemeinsam die jüngste Aktualisierung des nuklearen und radiologischen Noteinsatzplans ausgearbeitet. Natürlich steht die Präventionsarbeit an erster Stelle. Schließlich ist der beste Noteinsatzplan derjenige, der niemals angewendet werden muss. Sollte dennoch eine Krisensituation eintreten, nehmen die Experten der FANK an verschiedenen wichtigen Aktivitäten der Expertengruppen teil, die bei Auslösung des Noteinsatzplans zusammenkommen. Die FANK koordiniert die Bewertungsstelle und die Messstelle vor Ort. In der Bewertungsstelle beurteilen Experten die radiologische, technische und meteorologische Situation, um über Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, der Umwelt und der Nahrungskette beraten zu können. Die Messstelle setzt alle möglichen menschlichen und materiellen Mittel ein, um die radiologische Kontamination eines Gebietes durch radioaktive Stoffe zu charakterisieren. Die Ergebnisse ihrer Messungen werden an das Krisenzentrum übermittelt, wo sie von Nuklearfachleuten analysiert und ausgewertet werden. Die FANK gehört auch der Informationsstelle an, die sich mit der Krisenkommunikation an die Medien und die Bevölkerung befasst.

Es gibt auch verschiedene Abkommen mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), die sicherstellen, dass die Mitgliedstaaten im Notfall die Hilfe anderer Mitgliedstaaten in Anspruch nehmen können.

Wie in anderen Sektoren gibt es auch hier kein Nullrisiko. Die hohen Anforderungen an die Sicherheit der Anlagen, die detaillierten Verfahren und die Aufmerksamkeit, die einer guten Sicherheitskultur zukommt, bleiben notwendige Elemente, um die Sicherheit der belgischen Kernkraftwerke zu gewährleisten. Große Aufmerksamkeit wird auch der kontinuierlichen Verbesserung von Arbeitsprozessen und Anlagen gewidmet, um das Sicherheitsniveau weiter zu erhöhen. Darüber hinaus werden in den verschiedenen Einrichtungen regelmäßig Übungen zum Noteinsatzplan organisiert, um die Wachsamkeit des Personals und die Wirksamkeit der Verfahren zu überprüfen und erforderlichenfalls zu verbessern.

Nach Fukushima wurden in den europäischen Ländern zudem zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. Seit 2011 werden Stresstests durchgeführt. Diese Tests führten zu einer weiteren Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen, auch in Belgien. In Tihange beispielsweise wurde eine Hochwasserschutzmauer gebaut, weil das Kernkraftwerk im Maastal liegt.  Darüber hinaus hob die FANK die Sicherheitsanforderungen in Belgien auf ein noch höheres Niveau als die europäischen Standards. Belgische Kernreaktoren müssen nicht nur Erdbeben und Überschwemmungen standhalten, sondern auch Blitzschlag, Waldbränden, Stromausfällen, Gasexplosionen, Cyberangriffen usw.

Darüber hinaus werden die belgischen Kernkraftwerke alle zehn Jahre einer Sicherheitsbewertung unterzogen, bei der der Anlagenbetreiber nachweisen muss, dass die Reaktoren den zu diesem Zeitpunkt geltenden internationalen Regeln und Normen entsprechen. Darüber hinaus werden im Nuklearsektor regelmäßige Peer Reviews zwischen verschiedenen Ländern organisiert, um die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Leistung der Betreiber im Bereich der nuklearen Sicherheit kontinuierlich zu überprüfen und zu bewerten.

Die Welt hat somit zahlreiche Lehren aus dem Unfall von Tschernobyl gezogen. Vierunddreißig Jahre nach dieser Nuklearkatastrophe ist die Erinnerung daran noch sehr lebendig. Und das ist gut so, denn auf diese Weise wird uns immer wieder bewusst, wie wichtig es ist, Mensch und Umwelt vor den Gefahren ionisierender Strahlung zu schützen. Die FANK und alle ihre nationalen und internationalen Partner werden dieses Engagement mit großer Überzeugung weiter verfolgen.